Schreiberlingeforum
Würden Sie gerne auf diese Nachricht reagieren? Erstellen Sie einen Account in wenigen Klicks oder loggen Sie sich ein, um fortzufahren.


Dieses Forum ist für alle, die nicht nur gerne Lesen, sondern auch selbst einmal zur Feder, zum Stift oder zur Tastatur greifen um eigene Ideen zu entwickeln. Hierbei macht es keinen Unterschied, ob ihr nun Geschichten, Gedichte oder sogar Songs schreibt.
 
StartseiteGalerieNeueste BilderSuchenAnmeldenLogin

 

 Olymp (lolololololol, schaff mal wer die 10-zeichen-regel ab.)

Nach unten 
2 verfasser
AutorNachricht
Asmael




Anzahl der Beiträge : 15
Anmeldedatum : 21.09.09
Alter : 34
Ort : Da hinten

Olymp (lolololololol, schaff mal wer die 10-zeichen-regel ab.) Empty
BeitragThema: Olymp (lolololololol, schaff mal wer die 10-zeichen-regel ab.)   Olymp (lolololololol, schaff mal wer die 10-zeichen-regel ab.) EmptyFr Sep 25, 2009 5:19 pm

Die Alte aus dem Appartment mir genau gegenüber wechselt ihre Sachen. Es macht mir keine Freude, sie dabei zu filmen, es ist ekelerregend. Ihre Haut liegt in endlos vielen Falten, beinahe wie eine Landkarte, sie hängt herab bis auf den Boden und bewegt sich mit jedem Schritt, den sie tut. Fast wirkt es so, als bestünde sie vollkommen aus Fett, herabtriefendem, sie umhüllendem, wabbeligen Fett. Sogar ihre Brüste hängen schlaff herab, bar jeglicher Ästhetik und ihr Gesicht thront über all diesen Massen wie ein grauenhafter, aschfahler Mond. Und doch filme ich sie. Nicht aus ästhetischen Gründen. Nicht weil ich es will.
Viel lieber filme ich die junge Frau, die zwei Stockwerke unter der Alten wohnt. Ihr Körper ist jung und frisch, mit einer Haut von seidener Glätte und milchiger Farbe mit einem leichten, fast nicht wahrnehmbaren rosa Schimmer, mit Härchen darauf, die sicher so weich und flaumig sind wie die einer Aprikose. Wie ein Blutschwall fallen ihre roten Haare über ihren Rücken und streicheln ihren wunderschönen, nahezu vollkommen runden Hintern, während ihr Schambereich.. hach, ich schreibe lieber garnicht erst darüber, eine solche Schönheit sollte Dichtern zum Beschreiben vorenthalten sein. Doch leider sehe ich sie zu selten, sie hat immer zuviel zu tun oder ist mit ihrem Freund im Schlafzimmer, welches außerhalb der Sichtweite in meinem Apparment liegt.

Ich kenne diese beiden Frauen nicht. Ich habe sie nie in meinem Leben getroffen und dennoch weiß ich alles über sie. Ich weiß wann sie aufstehen, wann sie zu Bett gehen, ich kenne ihre Körper, ihre Essgewohnheiten, ja sogar ihre Träume, Ängste und Wünsche. Ich bin wie ihr Schatten, nein nicht nur ihr Schatten, ich bin der Schatten des gesamten Mietshauses.
Es ist kein schönes Haus, ein zweckmäßiger grauer Betonklotz, vollkommen lieblos in eine öde Landschaft gebaut. Fünfzehn Stöcke schraubt er sich nach oben, bohrt sich wie eine kranke Lanze in den Himmel, welcher hier permanent grau zu sein scheint, getroffen von diesen verrosteten Speeren. Wenn Schmutz in den menschlichen Körper gelangt, so startet dieser eine Abwehrreaktion und diese Reaktion verläuft oft für den Organismsus selbst schädlicher als für den Schmutz, der eigentlich abgewehrt werden soll. Und so macht sich Schmutz in diesem Gebäude breit, langsam aber doch unaufhaltsam, um den Himmel auf ewig mit seinem eigenen Kampfgebrüll zu verpesten.

Da ist der Alte, der neben meiner Schönheit wohnt, ein langweiliger Mann mit Halbglatze, der eine ungeheure Vorliebe für Fesselspielchen hegt. Sein Schlafzimmer kann ich betrachten, es ist gut einsehbar von hier aus und er fesselt dort regelmäßig andere Frauen. Manche kommen öfter hier, einige nur einmal, ich habe ihn sogar im Verdacht, manche dieser Frauen nicht am Leben zu lassen, wenn es seine Lust erfordert. Ich könnte ihn sicherlich anzeigen deswegen, aber wer würde mir schon glauben? Schlimmstenfalls müsste ich mich vor Gericht rechtfertigen, warum ich ihn beobachtet habe, und genau das kann ich nicht zulassen. Sie würden mich ächten, auslachen, würden es nicht verstehen, was ich hier tue. Nein, ich muss unerkannt bleiben und dieser Mann ist mein Beweis dafür, dass ich es bin. Niemand sonst außer mir und seinen Gespielinnen weiß von seiner Vorliebe, doch ich weiß noch mehr über ihn. Ich weiß, womit er sich morgends die Zähne putzt und ich weiß auch, dass er nur so tut, als sei er belesen. Nicht einmal die Zeitung liest er am Morgen, er wirft sie einfach unangetastet weg. Was für ein Banause. Er arbeitet als Versicherungskaufmann, nicht sehr erfolgreich, aber scheinbar verdient er genug, um sich diese Nutten anzuheuern, die er verbraucht wie Spielzeug und dann wegwirft. Von allen Bewohnern des Hauses ist er wohl derjenige mit dem größten Geheimnis, alle anderen sind mehr oder weniger banal und vorhersehbar.
Wie zum Beispiel das Ehepaar drei Stockwerke weiter oben. Sie sieht relativ gut aus, ihre schwarzen Haare sind voll und glänzend, während ihr Körper bei weitem nicht die Maße einer Venus hat, aber dennoch einen eigentümlichen Reiz besitzt. Meistens trägt sie grobe, aus Wolle gestrickte Kleider, was ihre Reize unnötig oft verbirgt, nur im Badezimmer befreit sie sich davon. Sie schält sich beinahe, wie eine Raupe, die langsam aus ihrem Kokon ausbricht, um ihre Schönheit als Schmetterling der Welt zu zeigen. Aber sie zeigt sie nicht, nicht einmal mehr ihrem Mann, und wenn ich nicht da wäre um sie aufzuzeichnen, wäre ihre Schönheit wohl gänzlich verloren. Beinahe gänzlich, denn sie hat eine Affäre, jeden Samstag kommt dieser Mann vorbei, manchmal auch Donnerstags. Er trägt einen kurzen Bürstenhaarschnitt, sein Haar ist braun und er hat immer diese langweiligen Holzfällerhemden und Jeans an. Ich weiß nicht, was er arbeitet, aber sein muskulöser Körperbau deutet auf eine Tätigkeit auf dem Bau hin. Vielleicht trainiert er auch einfach nur viel, ich weiß es nicht. Der Mann dieser Beinaheschönheit ist dagegen langweilig, ein typischer Büroangestellter mitte vierzig mit leicht angegrauten, nach hinten gekämmten Haaren und einem Bauchansatz. Überraschenderweise hat auch er eine Affäre, sie wohnt sogar in diesem Haus, eine etwas in die Jahre gekommene Frau, die immer Mittwochs und Feiertags zu ihm herüberkommt. In ihrer Ehe ist garnichts mehr los, sie frühstücken noch nicht einmal mehr zusammen, dafür lassen sie aber mit ihren Affären in der Kiste so richtig die Sau raus. Es scheint, viele Menschen sind nicht zufrieden mit dem, was sie haben. Es sind schon merkwürdige Wesen.

Wie gerne wüsste ich aufregenderes über mein Haus zu berichten als eine unglaublich hässliche Alte, eine Schönheit, einen vermeintlichen Massenmörder und ein Ehepaar, welches miteinander unzufrieden ist. Aber da ist nichts. Vielleicht der Musikstudent, welcher einige Stockwerke über dem Ehepaar wohnt, er spielt beinahe die ganze Nacht hindurch Klavier. Scheinbar hat er ein Stipendium oder ähnliches, jedenfalls ist er immer wie verrückt am Komponieren und er vernachlässigt alles dafür, seine Eltern, sein Appartment, sein Aussehen. Er sieht ungepflegt aus, ungewaschen und über sein eingefallenes Gesicht ziehen sich dunkele Haarsträhnen wie Kabel, die ein unbedachter Installateur vergessen hat. Seine Hände sind ununterbrochen am Zucken, vermutlich weil er selbst im Schlaf an neue Klavierstücke denkt, aber es sieht eher aus, als würde er nach etwas hacken. Wie Krallen schlagen sich seine Fingernägel in unsichtbares Fleisch, ziehen sich zurück, nur um noch einmal zuzustoßen. Tagein tagaus geht das so und er wird trotz seiner wunderbaren Musik niemals jemanden finden, der sie annimmt, denn sein Aussehen ist dafür zu widerwärtig. Die Menschen werden nicht gerne an Krankheiten oder biologische Verfallsprozesse erinnert, selbst wenn man ihnen diese in den schönsten Wörtern oder Melodien vor Augen hält.

Eine Wohnung steht momentan leer, sie liegt etwas tiefer und wird von den meisten Hausbewohnern akribisch gemieden. Bis vor kurzem lebte ein alter Mann dort, ein verrunzelter Narr, dessen Frau früh gestorben war und der mit dutzendfach geklebten Brillengläsern in die Welt sah. Seine Augen glichen verschlammten, modrig gewordenen Teichen und sein Atem roch beinahe schon wie der einer Leiche, den Reaktionen seiner Mitmenschen nach zu schließen. Er trug immer den einen, vollkommen verschlissenen Trenchcoat, in dem ihm kalter gewesen sein musste, als wenn er nackt war. Und doch zog er ihn nie aus, als habe er Angst, sich davon zu trennen. Er starb sogar in diesem Mantel und seitdem hat niemand mehr sein Appartment betreten, bis auf den dicken Vermieter, der die Möbel und alles andere von ein paar grobschlächtigen Möbelpackern abtransportieren ließ. Meine Kamera fährt noch ab und zu darüber, aber sie erblickt nichts weiter als toten, grauen Staub.

Es ist jetzt spät abends, meine Filme gehen bald zuende. Ich werde neue kaufen müssen und zwar schon bald. Natürlich werde ich das schnell tun, unbefangen, und mir irgendeine Ausrede einfallen lassen, vielleicht eine Hochzeit, die ich filmen wolle. Das werden sie mir glauben, diese Schafe. Doch jetzt bin ich müde. Zeit, ins Bett zu gehen.
Nach oben Nach unten
Wolfio
Admin
Wolfio


Anzahl der Beiträge : 87
Anmeldedatum : 08.05.09
Alter : 34
Ort : Erkner

Olymp (lolololololol, schaff mal wer die 10-zeichen-regel ab.) Empty
BeitragThema: Re: Olymp (lolololololol, schaff mal wer die 10-zeichen-regel ab.)   Olymp (lolololololol, schaff mal wer die 10-zeichen-regel ab.) EmptySa Nov 07, 2009 4:54 pm

Wow, da hat das Lyrische-Ich aber doch wohl mal voll den überwachungsdrang.

erinnert mich irgendwie an DAS LEBEN DER ANDEREN oder ähnliche filme.

ließt sich aber mehr als gut. oft hat man bei solchen geschichten ja das problem, das sie zu steif sind, oder zu verrückt wirken.
hier wünsch ich mir aber einfach nur eine fortsetzung. Warum filmt er eigentlich das Mietshaus gegenüber?
wer ist er überhaupt? all sowas fragt man sich, wenn man den text durch hat.
wie gesagt, würde mich über eine fortsetzung freuen.
Nach oben Nach unten
https://schreibewelt.forumieren.com
Asmael




Anzahl der Beiträge : 15
Anmeldedatum : 21.09.09
Alter : 34
Ort : Da hinten

Olymp (lolololololol, schaff mal wer die 10-zeichen-regel ab.) Empty
BeitragThema: Re: Olymp (lolololololol, schaff mal wer die 10-zeichen-regel ab.)   Olymp (lolololololol, schaff mal wer die 10-zeichen-regel ab.) EmptySo Nov 08, 2009 4:47 pm

Ich beantworte deine Fragen mal der Reihe nach:

Warum filmt er das Mietshaus gegenüber? - Es ist "sein" Haus. Er wohnt nur gegenüber, weil er ansonsten nicht alle Appartments einsehen könnte.

Wer ist er überhaupt? - Das ist vollkommen gleich. Der Erzähler definiert sich aus seiner Tätigkeit heraus, seinen Namen und seine Vorgeschichte hat er abgelegt.

Wird es eine Fortsetzung geben? - Nein. Was sollte ich erklären? Wie er zu dem filmen gekommen ist? Das ist irrelevant (s.o.), da die Person die er davor war nicht mehr existiert.
Nach oben Nach unten
Wolfio
Admin
Wolfio


Anzahl der Beiträge : 87
Anmeldedatum : 08.05.09
Alter : 34
Ort : Erkner

Olymp (lolololololol, schaff mal wer die 10-zeichen-regel ab.) Empty
BeitragThema: Re: Olymp (lolololololol, schaff mal wer die 10-zeichen-regel ab.)   Olymp (lolololololol, schaff mal wer die 10-zeichen-regel ab.) EmptySo Nov 08, 2009 5:01 pm

mich würde interessieren, warum er sein haus filmt?
Nach oben Nach unten
https://schreibewelt.forumieren.com
Asmael




Anzahl der Beiträge : 15
Anmeldedatum : 21.09.09
Alter : 34
Ort : Da hinten

Olymp (lolololololol, schaff mal wer die 10-zeichen-regel ab.) Empty
BeitragThema: Re: Olymp (lolololololol, schaff mal wer die 10-zeichen-regel ab.)   Olymp (lolololololol, schaff mal wer die 10-zeichen-regel ab.) EmptySo Nov 08, 2009 5:17 pm

Darauf gibt es keine Lösung. Jedenfalls keine richtige. Er sieht sich als Chronist des Alltäglichen, einen wirklichen Grund dafür gibt es nicht.
Nach oben Nach unten
Gesponserte Inhalte





Olymp (lolololololol, schaff mal wer die 10-zeichen-regel ab.) Empty
BeitragThema: Re: Olymp (lolololololol, schaff mal wer die 10-zeichen-regel ab.)   Olymp (lolololololol, schaff mal wer die 10-zeichen-regel ab.) Empty

Nach oben Nach unten
 
Olymp (lolololololol, schaff mal wer die 10-zeichen-regel ab.)
Nach oben 
Seite 1 von 1
 Ähnliche Themen
-
» Jump Cut (10-Zeichen Regel for teh lose!)
» Ekron (asdf, damit der Titel über 10 Zeichen liegt)

Befugnisse in diesem ForumSie können in diesem Forum nicht antworten
Schreiberlingeforum :: Schreibstube :: Geschichten-
Gehe zu: